Meine erste Modellbahn bekam ich 1959. Mein Vater hatte kurz vorgefühlt ob Interesse bestand. Vater und Großvater waren Diplom-Ingenieure und natürlich technikorientiert. Modelleisenbahnen wurden als Lehrspielzeug angesehen und galten als pädagogisch wertvoll. Die Großmutter sprach sich vehement gegen eine Dampflok aus bis ich herausfand, dass sie wegen der Spiritusfeuerung Angst um den Teppich hatte. Als sie hörte, dass auch die Dampfloks mit Strom fahren würden, fiel ihr ein Stein vom Herzen. Und so brachte der Weihnachtsmann dann eine Märklin Eisenbahn. Ein Oval mit Überholgleis und einem Abstellgleis. Gewünscht hatte ich mir eine BR 24 weil das die preisgünstigste Schlepptenderlok war und diese auch im gestecktem Preisrahmen blieb. Papa favorisierte aber Loks mit Metallgehäuse und so bestand der erste Fuhrpark aus einer Tenderlok der BR 81 und 5 oder 6 Güterwagen der Standardserie 45XX. An Gebäuden gab es den Bahnhof Schönblick, ein Stellwerk und vier Häuser. Fehlende Gebäude wurden noch schnell an Heiligabend aus Legosteinen zusammengebaut.

Mitte Januar kam das Anlagenbrett dann leider bis zum nächsten Weihnachtsfest in den Keller.

1960 kamen an Heiligabend die Großeltern zu Besuch und der Fahrzeugpark erweiterte sich um eine V 200 und drei D-Zugwagen, natürlich in der Standardkombination blau, rot und grün und der 1. Klasse-Wagen hatte sogar Schlußlicht.

1961 gab es dann zu Weihnachten eine neue Anlage, jetzt ging es mit den damals sehr beliebten Vollmer Auffahrten auch rauf und runter. Der etwas seltsame Gleisplan stammte aus einem Faller Gleisplanheft und war auch Thema in einer Modellbahn-Fernsehserie. Dieses Mal erweiterten die anderen Großeltern den Fuhrpark um eine E 41 mit vier Donnerbüchsen und die Anlage durfte nun auch ganzjährig im Wohnzimmer bleiben. Die Donnerbüchsen entgleisten geschoben auf fast jeder Weiche aber über korrekte Radsatz-Innenmaße wußte ich damals noch nichts.

1963 hatte dann mein Vater sein erstes Haus gebaut und am 22. November 1963 war Einzug. Das Datum war leicht zu merken, denn plötzlich saß meine Mutter fassungslos mitten in den Umzugskisten auf dem Fußboden : "Die haben gerade den Kennedy erschossen". Nun, das war jetzt nicht mehr zu ändern und die Eisenbahn kam in den Vorratskeller, blieb aber zugänglich und betriebsfähig. Als schon wenige Jahre später das Haus um einen Anbau erweitert wurde gab es dort genügend Platz für die Anlage und es wurde dank zwei großer Fenster und Zentralheizung richtig komfortabel.

Ich spielte zwei Jahre lang mit der Anlage und dann begann ich auf der gleichen Grundplatte mit dem Bau meiner ersten selbstgebauten Anlage. Bald gab es drei mit Weichen verbundene Ovale denn es sollten unbedingt 3 Züge gleichzeitig fahren können. Ein Blocksystem gestattete wenig später sogar den Einsatz von vier Zügen und im rechten Anlagenteil röhrte auf dem Hügel, der den Wassertank verdeckte, der Faller Stadtbrunnen "Hans im Glück". Das Wasser war nur zu hören und kaum zu sehen aber ein ordentlicher Schuß Tinte änderte dies nachhaltig. Nun waren die Wasserstrahlen sehr gut zu sehen, der Brunnen änderte seine Farbe von hell- in dunkelblau, auch Hans im Glück war nun ständig blau und wenige Tage später zeigte sich der komplette rechte Anlagenteil mit vielen blauen Flecken.

Das ging ein oder zwei Jahre gut aber dann mußte etwas Größeres her. In dem danebenliegendem,durch den Anbau nun fensterlos gewordenen Kellerraum, sollte eine stattliche Anlage entstehen. Zuerst legte ich die Grundmaße fest und dann wurde eine Spanplatte bestellt. Leider war die so groß, dass sie nicht mehr durch die Türen ging und die Platte musste schweren Herzens auf ein transportfähiges Maß gekürzt werden. Im Pflichtenheft des Zwölfjährigen standen zwei End-, ein Durchgangsbahnhof und ein Schattenbahnhof und es wurde fleißig gewerkelt. Besser wäre eine Anlage an der Wand entlang gewesen aber diesen Begriff kannte ich damals noch nicht.

Der Fahrzeugbestand wuchs in diesen Jahren rasant weiter, hinzu kamen die Märklin Modelle BR 01 mit Telex (3026), 23, 24, 38 Wanne, 74, 81, 89, E 63, E 424 und V 200. Davon hat leider kein Modell den Zeitenwandel überlebt, jedenfalls nicht in meinen Händen.

Es gab dann merkwürdigerweise eine Phase in der ich mich zwar für Kurven aller Art aber nicht mehr für Gleispläne interessierte. Das legte sich aber wieder als nach wenigen Jahren und in der ersten eigenen Wohnung die Modellbahnbegeisterung zurück kam. Es gab jetzt allerdings nur Platz für eine Spur N Anlage und die Wahl fiel auf das Arnold Gleissystem. Erste Lok wurde die BR 89.0 von Minitrix, die ich in einem tiefverschneitem Ferienhaus in der Schweiz von der damaligen Partnerin U. geschenkt bekam. Ich mochte die kleine Lok, nicht zuletzt wegen des Metallgehäuses und der für die damalige Zeit sehr guten Detaillierung. Die gleiche Dame schenkte mir noch auch noch die Fleischmann V 100.

Der Stern der Firma Röwa ging auf, funkelte wenige Jahre und ging dann krachend in Konkurs. Modellbahn-Kirchner in Offenbach bot aus der Konkursmasse die Röwa T 3 an, natürlich in H0 aber der Preis von 29,50 DM war einfach sensationell. Ich erzählte das beiläufig und ohne Hintergedanken der Partnerin und diese kaufte mir das erste H0 Modell.

Wir zogen um, eine größere Anlage entstand, jetzt mit Fleischmann Piccolo Gleisen aber die miserablen Bogenweichen nahmen mir jede Lust an der Modellbahn.

Die Eltern verschlug es beruflich für einige Jahre nach Afrika. U. und ich zogen daher in das leerstehende Elternhaus. Jetzt gab es Platz. Ich wechselte reumütig zurück zu Arnold, baute einen schönen ländlichen Endbahnhof mit ein bisschen Strecke und einer verdeckten Kehrschleife mit kleinem Schattenbahnhof. Eine schöne Anlage, die sogar fertig wurde.

Es folgten nach zwei Jahren Änderungen im privaten Bereich, ich trennte mich von der Langzeitgeliebten U. und da die Eltern wieder zurückkamen, ging es beruflich bedingt, nach Hamburg. Kurz vor dem Umzug und nach einer recht turbulenten Testphase (nein, nicht mit Modellbahnen) intensivierten sich meine Kontakte zur Ex-Freundin I. Sie besuchte mich danach gelegentlich in Hamburg und im Recall erwies sich die Beziehung als ausbaufähig. Wir sind halt beide sehr leidensfähig :) .

Die neue bzw. erneute Partnerin steuerte jedenfalls zu meinem zweitem Hobby weitere N-Modelle bei, u.a. die Arnold T3, die BR 221 und von Minitrix die BR 24. Mein Modellbahnreich bestand nur noch aus einem Setzkasten an der Wand.

Ich wurde befördert, deswegen versetzt und arbeitete jetzt in Offenbach, die erste gemeinsame Wohnung bezogen wir daher im Rodgau. Es gab jetzt etwas Platz und so kam, was kommen musste, die Rückkehr zur Spur H0. Erste Lok war die Fleischmann BR 64, die ganz knapp die Gützold BR 52 mit Kondenstender auf die Plätze verwies. Platz gab es allerdings nur für ein Regalbrett von 230 x 30 cm. Ich baute deshalb mit Roco Gleisen ein kleines Bw damit der Bubikopf etwas Auslauf hatte. Eine Lima E 69 gab es im Toom-Markt für 13 DM, schwarzlackiert und ohne Pantos wurde die kleine Maschine als Diesellok eingesetzt. Die Röwa T3, Willy Ades Rache und das letzte Geschenk von U., fuhr eher nicht und stand nur im Bücherregal herum. Nebenbei entstanden noch zwei Anlagen auf Arnold und Minitrix/Roco Basis als Weihnachtsgeschenke für den Bruder und den Schwager.

I. zerstörte eines Tages beim Abstauben die Röwa T3. Ich verzieh ihr , ich verzieh ihr sogar dass sie als Ersatz und ohne zu fragen die "Grüne Betty" von Fleischmann anschleppte. Den Frauen liegt die Grausamkeit einfach im Blut. Ich ergab mich trotzdem in mein Schicksal, rächte mich im Lauf der nächsten Jahrzehnte aber mit Herd und Puppenwagen von Märklin und diversem Blechspielzeug.

Es folgte der Umzug in ein richtiges Haus und nun gab es Platz ohne Ende. 25 Quadratmeter Kellerraum mit Fenster, Heizung und separatem Eingang warteten nur darauf zugebaut zu werden. Die Wahl fiel auf das Fleischmann Messinggleis und die Styroplast-Gleisbettung, keine gute Wahl. Das Messingleis war sehr verschmutzungsfreudig und reagierte heftig auf Temperaturänderungen.

Ich vepflanzte das Modellbahnhobby deshalb nach einiger Zeit in ein Zimmer im 1. Stock und machte dort einen Testaufbau mit dem neuen Fleischmann Profigleis. Auch dieses überzeugte mich nicht obwohl ich die Fleischmann Produktqualität sonst sehr schätze.

Nun gut, nach all' diesen schweren Irrungen und merkwürdiger Ausflüge in Richtung DC, Faulhaber und RP25 erfolgte so vor etwa 30 Jahren die Rückkehr zu Märklin. Grund für den Umstieg war, dass ich nicht für meine Modellbahn da sein wollte sondern dass die Modellbahn für mich da sein sollte. Und es ging im gleichen Haus nun auf den Dachboden, da gab es einen mittigen Einstieg und Platz für eine Rundumanlage mit Märklin K-Gleisen auf einer Fläche von 8x5 Metern. Erste Wechselstromlok war eine BR 81, dieses Mal mit Telex. Wir schrieben inzwischen 1985 und es begann das digitale Abenteuer Märklin Motorola. Da ich mittlerweile in der Spielwarenbranche arbeitete, konnte ich an einer der ersten Digitalschulungen in Göppingen teilnehmen. Seitdem kennen die mich dort.

Die Anlage entwickelte sich einige Jahre lang gut und sie wäre auch fertig geworden wenn nicht der Umzug in ein neues Haus angestanden hätte. 32 Quadratmeter Anlagenunterbau passten nicht durch die Dachbodenluke und landeten kleingesägt in einer Müllmulde.

Für die Eisenbahn blieb jetzt keine Zeit, ich musste Nachwuchs produzieren. Das klappte erstaunlich gut, ich brauchte nur wenige Minuten und meine Frau war 9 Monate lang beschäftigt. Zum 5. Geburtstag bekam unser Sohn das damals gerade neue Magic Train Startset. Dieses wurde schnell durch ein LGB Startset ersetzt und da der vollausgebaute Dachboden für unsere Arbeitszimmer genutzt wurde, ging es nun wieder in den Keller. Wieder 25 Quadratmeter, wieder mit Tür, Fenster und Heizung. Ein Gleisplan in Hundeknochen-Form mit Durchgangsbahnhof und Schotterwerk bildete den Kern der neuen Spielwelt in Spur G (IIm).

Aber das Kind wurde größer, die LGB wurde abverkauft und auf bescheidenen 5x1 Meter entstand eine Märklin H0 Anlage mit C-Gleisen. Zum Einstieg gab es ein Märklin Digital-Set mit V 160 und E 41.

Der Enkel ist jetzt 4 Jahre alt, schließt gerade die Brio/LGB/Playmobil-Phase ab und darf schon unter Aufsicht mit einem Märklin Startset mit einer dreiachsigen Tenderlok spielen. Statt mit Infrarot steuert er aber mit dem aktuellem kleinem Delta-Fahrpult und beim nächstem Besuch darf er die MS2 testen.

(wird weiter ergänzt)